2014/03/18

DAY 03 – Imperial Garden, Shibuya Station und U-Bahn fahren!

[Der Ausfall des Internets ist wohl eine Regelmäßigkeit und findet jeden Tag um 0 Uhr statt ;-) Gestern war ich leider nicht mehr schnell genug ...]

Was für in Tag – am Anfang dachte ich noch, der Tag ist gelaufen bevor er überhaupt angefangen hat, aber zum Glück wurde er noch richtig toll.

Angefangen hat es damit, dass ich die Nacht nicht sehr viel und auch nicht wirklich gut geschlafen habe. Deshalb war ich auch erst gegen 10 Uhr wach und um ca. 11 Uhr dann geduscht und fertig zum Aufbruch. Eigentlich viel zu spät, da ich neben dem Imperial Garden eigentlich noch eine größere Sehenswürdigkeit anschauen wollte. Mist.

Hinzu kam, dass ich natürlich tierischen Hunger hatte. Aber um 11 Uhr kriegt man ja kaum irgendwo noch ein Frühstück … Und das Tüpfelchen auf dem „i“ war der nette kleine Sonnenbrand, den ich vom Vortag im Gesicht hatte. Doof nur, wenn man an alles gedacht hat, außer an Sonnencreme.

Zum Glück für mich, traf ich in der Lobby ein englisches Ehepaar mit dem Hotelbesitzer Kenichi, der mir anscheinend angesehen hat, dass ich nicht so gut drauf war. Das Paar war gerade am aus-checken und Kenichi meinte zu mir: „Ich zeig den beiden ein gutes Café, komm doch gleich mit und ich zeige dir wo man hier in der Gegend gut und günstig japanisch Essen gehen kann.“
Cool, genau das hatte ich in dem Moment gebraucht.

Wir sind ca. eine dreiviertel Stunde herumgelaufen und er hat mir zu allem etwas erklärt und gezeigt, wo man am besten Essen sollte, wo man Englisch versteht und wo eher nicht. Ich konnte mir zwar nicht alles merken, aber 2 Sachen haben mich dann besonders interessiert.

Zum einen ein Tempura-Restaurant (klein und total unscheinbar, wie man das aus japanischen Anime Sendungen so kennt; aber das sind ja bekanntlich die besten!) und zum anderen ein Ramen-Shop, wo man handgemachte Ramen (und zwar die besten in ganz Asakusa) essen kann.

Da es eh schon 12 Uhr war, habe ich mich dafür entschieden gleich den Tempura Laden auszuprobieren (Tempura sind frittierte Fleisch- oder Gemüsesorten). Auf dem Schild über dem Eingang stand als Zusatz „from New York“ - das liegt daran, dass der Koch lange Zeit in Amerika gearbeitet und schon über 30 Jahre Erfahrung im Tempura machen hat. Als ich in den Laden ging, hat mich die Frau vom Koch gleich sehr freundlich in perfektem Englisch empfangen – und als sie hörte, dass ich aus Deutschland bin, noch gleich ein „Guten Tag“ hinterhergeschoben :-) Da war für mich der Tag wieder in Ordnung und die Müdigkeit und der Sonnenbrand vergessen.

Und was soll ich sagen … so ein geniales Tempura Gericht habe ich (natürlich) noch nie im Leben gegessen. Es wird frisch vor deinen Augen zubereitet, dazu bekommt man eingelegtes Gemüse (kleine Gürkchen, Rettich, etc.), eine Schüssel Reis, eine Schüssel Miso Suppe sowie eine Tasse Tee (in meinem Fall Brauner Tee – der ist ohne Koffein). Zum Dippen der Tempura gibt es noch eine spezielle Tempura Soße, die man nach Bedarf noch mit Salz und/oder japanischem Meerrettich würzen kann. Ihr glaubt gar nicht, wie gut gelaunt ich danach war :-)
Bevor ich abreise, muss ich da noch mal hin!





Frisch gestärkt und voller Tatendrang ging es erst einmal in den nächsten 7Eleven (die gibt’s hier in Tokyo an jeder Ecke) um mir eine Sonnencreme zu besorgen. Die Verkäuferinnen konnten zwar kein Englisch, aber meine Pantomime war wohl gut genug, denn nach ein bisschen hin und her hatte ich dann eine Tube Sonnenmilch LSF 50 in der Tasche ^-^

Und dann war es endlich soweit: U-Bahn fahren in Tokyo!

Im Nachhinein weiß ich nicht, warum ich ein bisschen Angst davor hatte, denn leichter als in Tokyo fährt man wirklich nirgendwo U-Bahn. Es ist sogar so leicht, dass ich einem Touristen Ehepaar aus Hawaii den Weg zum richtigen U-Bahn Steig erklären konnte, noch bevor ich selber einen Zug von innen gesehen hatte. Das fand ich irgendwie ziemlich cool.

Das U-Bahn System ist einfach Idioten-sicher. Jede U-Bahn Linie hat ihren eigenen Farbcode und ihren eigenen Buchstaben. Jede Haltestelle von der jeweiligen Linie hat ihre eigene festgelegte Nummer. In den Zügen werden alle Stationen in japanisch und englisch angezeigt oder durchgesagt und an den Wandplänen sieht man immer sofort die Farben und die Haltestellennummern (natürlich sollte man vorher nachschauen zu welchem Ort man möchte und welche Haltestelle dafür am besten geeignet ist). Wer damit nicht klarkommt, macht irgendwas falsch.
Auch das Orientierungssystem der einzelnen Bahnhöfe ist super – man kann sich gar nicht verlaufen. Das einzige, woran man sich evtl. gewöhnen muss, da in Deutschland nicht üblich, sind die Ticket-Check-Durchgänge: man muss vor dem Betreten des Bahnsteigs durch einen Durchgang gehen, sein Ticket vorne in den Schlitz stecken, durchgehen und hinterher wieder rausnehmen. Solche gibt’s auch in den USA und in Frankreich. Kennt ihr bestimmt.

Hiervon muss ich noch ein paar Fotos machen, wobei ich noch so eine kleine Hemmschwelle habe, was das Fotografieren in den U-Bahnen angeht … da kommt bestimmt noch der richtige Zeitpunkt.

Auf jeden Fall bin ich dann zum Imperial Garden in Marunouchi gefahren (ich bin sogar einmal umgestiegen, yeah!). Von außen begrüßt einen gleich ein großer Wassergraben, der das ganze Areal umgibt, sowie eine massive und mächtige Steinmauer, die zum Schutz des kaiserlichen Palastes und allem, was sich darin abspielt diente. Es ist sehr beeindruckend wenn man als kleiner Mensch davor steht und sich vor Augen führt, dass das Menschenwerk ist – Wahnsinn.




Bevor man in den Garten rein darf, muss man an einem Sicherheitsposten vorbei, der einem mit einem freundlichen „Arigatô Gozaimsu“ einen Besucherschein aushändigt – eine kleine Plastikkarte, die belegt, dass man den Garten besuchen darf. Diese muss man dann bevor man rausgeht wieder abgeben. Eintritt bezahlt man nicht.






















Das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man dann mitten im Grünen steht: „Mensch, ist das schön hier.“ Der ganze Garten ist aufgebaut wie ein botanischer Garten – überall stehen Bäume verschiedenster Herkunft, versehen mit Schildern auf denen ihre lateinischen Namen und die japanische Bezeichnung zu finden sind. Von alten Zedern über die typisch japanischen Kiefern bis hin zu diversen Bambusarten gibt es alles. Ich habe sogar eine Palme entdeckt. Besonders schön ist die Pflaumenbaum-Allee, die sich einen Hügel hochwindet und aus ganz vielen verschiedenen Pflaumenbäumen besteht.   







Man kommt sich vor wie in einer Oase mitten zwischen Wolkenkratzern (ähnlich ging's mir ja im Ueno Park auch schon). Allerdings war es den ganzen Tag wahnsinnig windig und ich habe es irgendwann aufgegeben meine Haare zu sortieren. Kenichi hatte mir heute morgen erklärt, dass es jedes Jahr diese starken Winde gibt, anhand derer man weiß, dass es jetzt bald Frühling wird (das hat mir mein Sonnenbrand ja leider schon gestern Abend gesagt ^-^“)

Und es gibt hier soooo viele Blüten an den Bäumen. Ich glaube, so viele Blüten- und Baumbilder habe ich noch nie an einem Stück gemacht. 








Im Garten findet man übrigens auch den Gedenkstein am „Großen Kiefer-Korridor (Matsu no Ōrōka). Hier fand 1701 der Angriff von Asano Naganori auf Kira Yoshinaka statt und läutete die Geschichte der 47 Rōnin ein (der gleichnamige Kinofilm behandelt genau dieses Thema).



Insgesamt war ich fast zwei Stunden im Garten unterwegs und habe die Ruhe und das tolle Wetter genossen. Da er aber um 16:30 Uhr geschlossen wird, musste ich mir für den Rest des Tages noch eine Kleinigkeit überlegen.

Außerhalb des Gartens liegt auf der anderen Straßenseite ein gewaltiger Hotelkomplex, an den auch ein moderner Park angeschlossen ist. Hier hatte ich dann ein bisschen Zeit mir die nächsten Schritte zu überlegen. 







Die Überlegung hat dann nicht so lange gedauert, denn ich wollte zum einen noch ein bisschen U-Bahn fahren und zum anderen hat mich schon die ganze Zeit die berühmte Kreuzung in Shibuya brennend interessiert. Und zufälligerweise steht ja dort auch die Statue des treuen Akita Hundes Hachiko.

Das tolle ist: die U-Bahn Linie an meinem Hotel (die orangefarbene Ginza Linie) fährt direkt bis zum Bahnhof Shibuya. So konnte ich anschließend auch entspannt wieder heim fahren.

Als ich ankam, habe ich gleich nach dem Schild für den Hachiko Ausgang gesucht (ja, der Hund hat seinen eigenen Ausgang – dort hat er nämlich immer auf sein Herrchen gewartet wenn es von der Arbeit kam; auch, als dieses schon gestorben war, wartete Hachiko 9 Jahre lang weiter am Bahnhof bis er schließlich selbst starb). Und genau da steht jetzt seine Statue. Direkt neben der berühmten „Shibuya Crossing“.




Wenn ich bisher nur einen kleinen Kulturschock hatte, so habe ich ihn beim Betreten des Bahnhof Vorplatzes definitiv volle Breitseite gekriegt. So viele Menschen auf einem Fleck, und alle sind in Bewegung. Und es werden nie weniger! Rundherum blinkende Gebäude mit Mega-Videowänden, von überall her kommen Geräusche und Musik … wah! Ich habe ja immer gedacht, der Timessquare wäre krass … aber das hier? Ich kann das gar nicht in Worte fassen, das muss man live gesehen und erlebt haben.






Als ich mich vom ersten Schock erholt hatte, habe ich mich dann ganz mutig in die Menge vor gewagt und bin über jeden Ampelübergang (Zebrastreifen) gelaufen. Was für ein Spaß! Auch wenn einem bei der Masse der Leute schon mulmig wird. Wenn alle an den Ampeln stehen, wirkt es wie eine gigantische „Wall of Death“ :D Denn das Kuriose ist: Alle Ampeln für die Fußgänger schalten gleichzeitig auf Grün, sodass sich wirklich die ganze Masse an Menschen auf einmal fortbewegt. Es ist unfassbar. 






 

Nachdem ich einmal kreisrum herumgelaufen war, war ich dann mit meinen Kräften total am Ende und ich wollte nur noch ins Hotel, bzw. vorher noch etwas essen. Mir fiel der Ramen Shop ein, der mir empfohlen wurde, und ich dachte: Das ist jetzt genau das richtige.

Also zurück in die U-Bahn, den ganzen Weg wieder zurückgefahren und den Ramen Laden gesucht. Heute hat mich auch mein Orientierungssinn nicht im Stich gelassen, und so kam ich ohne Umwege direkt da an wo ich hinwollte.

Auch der Ramen Shop sah von außen absolut unscheinbar aus, aber wenn man reingeht und ein freundliches „Konnichi-wa“ auf den Lippen hat schallt einem gleich die geballte Gastfreundlichkeit der Köche und Angestellten entgegen. Leider war hier Englischsprechen nicht möglich, aber man schafft es dennoch mit Händen, Füßen und japanischen Wortfetzen etwas vernünftiges Zustande zu bringen. Vor allem weil die Japaner sich (wie ich ja schon in einem anderen Post schrieb) einfach nur freuen, wenn du wenigstens versuchst ihre Sprache zu sprechen.

Auf jeden Fall bestellte ich dann eine Portion Ramen mit Tamago (Ei). Nach den ersten geschlürften Nudeln sah mich der Koch erwartungsvoll an und ich habe nur breit gelächelt und beide Daumen in die Luft gestreckt. Er hat sich sofort verbeugt und sich überschwänglich bedankt ^-^ Das waren wirklich die mit Abstand besten Nudeln, die ich in meinem Leben je gegessen habe. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die SO lecker sind! 

 

Die Portion war riesig, aber ich hatte auch großen Hunger und habe die Schüssel komplett leer gemacht. Ich habe mich dann ebenfalls überschwänglich für das tolle Essen bedankt und alle waren offensichtlich sehr happy darüber, dass es mir so gut geschmeckt hat. In diesem Augenblick habe ich mir irgendwie gewünscht, dass ich doch japanisch sprechen kann – das wäre echt toll gewesen. Aber vielleicht wird das irgendwann noch was ;-)

Auf dem Weg ins Hotel, habe ich dann noch ein paar Nachtimpressionen gemacht.




 

Jetzt bin ich zumindest satt und zufrieden in meinem Zimmer und schreibe euch was über diesen weiteren tollen Tag. Ich habe den Plan gefasst, morgen mal den Stadtteil Odaiba unsicher zu machen – ein ziemlich neuer Stadtteil, der direkt in der Tokyo-Bay liegt und u.a. mit Wasser-Bussen, der U-Bahn oder zu Fuß über die Rainbow Bridge erreichbar ist.

Auf jeden Fall werde ich mir die Originalgetreue (und vor allem Originalgroße) Gundam Statue, die dort steht, ansehen! Und morgen früh gibt's dann hoffentlich endlich ein vernünftiges japanisches Frühstück ^-^

Bis zum nächsten Post – ihr hört von mir!
(P.S. Ich habe vergessen, den Ramen-Shop zu fotografieren, das hole ich morgen noch nach :-))